Tuesday, February 5, 2013

Zur Shoa-Botschaft des Bundespräsidenten Ueli Maurer

Ich bin nicht sehr glücklich über die Position Ueli Maurers aber auch über Teile der gegen ihn geäusserten Kritik.

Die Sache ist sehr komplex und ich finde, dass es "DIE" Schweiz ohnehin nicht gibt. Sowenig wie es "DIE" Juden, Christen, Muslime usw. gibt. In der Tat wurde leider nicht alles getan, was machbar gewesen wäre, um jüdische Flüchtlinge zu retten. Die Schuldfrage ist aber nicht pauschal und undifferenziert zu beantworten. Da beging die Bergier-Kommission riesige Fehler und verfälschte die Geschichte.

Bundespräsident Ueli Maurer

Es gaben bedauerlicherweise genug Kräfte hierzulande, die für die Einschränkung der Einwanderung waren, und dazu zählten Rothmund, verschiedene Schweizer Beamte und nicht zuletzt und sehr entscheidend einige führende jüdische Funktionäre, die Rothmund unterstützten. Ohne deren Beihilfe hätte Rothmund anders gehandelt. Rothmund war besorgt, als Judeophobe dargestellt zu werden, und deshalb war er froh um einige "Alibi-Juden" wie den SIG-Präsidenten Saly Mayer, Papa Dreifuss usw. Saly Mayer half Rothmund u.a. bei der Verhinderung des Widerstands gegenüber seiner Flüchtlingspolitik.
Gleichzeitig gab es wenige Menschen, die wie Mayer so viel getan hatten, um Juden zu retten. Und dabei war seine enge Zusammenarbeit mit Rothmund sehr wichtig. D.h., dass Rothmund selber auch Vieles zur Judenrettung beitrug!
Mayer war offensichtlich der Meinung, dass mit stiller Lobbyarbeit viel mehr zu erreichen sei, als mit - aus seiner Sicht - hohlen Protestaktionen. Hinzu kamen aber seine eigenen rassistischen Vorurteile gegenüber "Ost-Juden" und seine Ängste vor der "Überjudung" der Schweiz, die – vermeintlich – auch die Interessen der hiesigen Juden hätte gefährden können.
Aus meiner Sicht geht es um eine sehr problematische Position Mayers, der auch die Haltung der Mehrheit der damaligen Schweizer sehr falsch einschätzte. Es herrschten zwar starke Vorurteile gegenüber Juden, jedoch gingen die NS-Massnahmen gegen Juden für die Mehrheit der Schweizer zu weit. Man kann belegen, dass sich deshalb sogar brennende Schweizer Judeophobe stark für jüdische Flüchtlinge einsetzten.
Zur J-Stempel-Diskussion ist zu bemerken, dass, obwohl die Initiative dazu nicht aus der Schweiz kam und sogar Rothmund dagegen war, dieser Stempel jedoch der Schweizer Politik diente, die auf Einreise-Einschränkung von Juden zielte. Eine solche Einreisesperre wurde ja 1938 verhängt, und damals war sie gegen die NS-Interessen. Deshalb brauchte die SS ja gerade die Hilfe von Agenten wie Paul Grüninger, um diese Schwierigkeit zu überwinden (Grüninger wurde übrigens von Saly Mayer bei Rothmund denunziert).

Vieles ist also sehr widersprüchlich. Ich finde die pauschale Verurteilung der Schweiz auch in dieser Sache fehlplatziert und viel zu einfach. Hingegen ist eine totale Negation der dunklen Seiten ebenfalls falsch.




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