Friday, December 16, 2011

Feudalfeier Calmy-Reys für den Nahost-"Frieden"

Wo endet Naivität und wo beginnt Korruption in der Politik? Diese Frage ist nicht immer leicht zu beantworten. Betrachtet man das Engagement der ausscheidenden Aussenministerin Micheline Calmy-Rey für die Genfer-Initiative (GI), drängt sich diese Frage aber geradezu auf. Einen Höhepunkt erreichte diese fragwürdige Unternehmung mit ihren kostspieligen Festivitäten in Genf am 22. November, wo ihr gescheitertes Vorhaben öffentlich gefeiert wurde, um der scheidenden Bundesrätin eine Bühne zu bieten.


Als dieses Calmy-Baby vor acht Jahren lanciert wurde, war jedem sachlichen Beobachter von Anfang an klar, dass es sich um eine Totgeburt handelte und die Chancen des Projekts, den Nahen Osten einem Frieden näher zu bringen, gleich null sind. Denn die GI ist nichts anderes als ein unkritisches Wiederaufwärmen des schon erwiesenermassen gescheiterten Oslo-Prozesses. Hingegen war die Genfer Initiative gut dazu geeignet, schädliche Illusionen vorzugaukeln, anstatt realistische Lösungsansätze zu suchen. Mehrheitlich wurde damit wenigen, eher korrupten Personen ein prima Beschäftigungs- und Profilierungsprogramm geboten, welches mit Schweizer Steuergeldern teuer finanziert wurde.

Am 22. November fand an der Universität Genf eine bizarre Veranstaltung statt, an welcher der Polit-Flop luxuriös gefeiert wurde. Kritische Stimmen bei der gegenseitigen Beweihräucherung waren unerwünscht, und eine ehrliche Bilanz anlässlich dieses  (unüblichen) achtjährigen (!) Jubiläums wurde ebenfalls vermisst (Leute mit viel Zeit, starken Nerven und Sinn für Humor sind herzlich eingeladen, bei Youtube über zwei Stunden reinzuschauen, wo eine Peinlichkeit der anderen folgt: http://www.youtube.com/watch?v=xx3g80itbNo ).

Menschen mit weniger Zeit, die Powerpoint-Präsentationen und Ähnliches mögen, können lernen, wie Frieden in zwei Minuten zu erreichen ist:
http://www.youtube.com/watch?v=Thcy2xDGmQc



Ein israelischer Teilnehmer, der zwar keine andere politische Vision zu bieten hat und die Mühe auf sich nahm, mit einem Mikroskop nach einem Erfolg für die Genfer Initiative zu suchen, wo keiner zu finden ist, besass jedoch einige Skrupel ob dieses prunkvollen Anlasses und schrieb in der israelischen Zeitung Ha'aretz (Übersetzung aus dem hebräischen Original und nicht aus der verlinkten englischen Version):
«Warum nahm ich an diesem Jubiläum teil? Wie die Mehrzahl der anderen [geladenen Gäste] glaube ich, dass dies mehrheitlich wegen dem Erste-Klasse-Flug mit der Swiss und der Unterbringung im Grand Hotel Kempinski war...
(...)
Es ist wahr, dass sogar die Genfer-Initiative-Leute gewisse Zweifel hegten, die vorzüglichen Bedingungen für die Delegation zu akzeptieren. Sie erläuterten jedoch, dass dies erfolgte, weil die Schweizer, die die Abordnung finanzierten, darauf bestanden, um die Patin der Initiative, die Schweizer Präsidentin und Aussenministerin, Micheline Calmy-Rey zu feiern, welche Ende Jahr von ihrem Amt zurücktritt.
"Es ist schrecklich," sagte der israelische Generalsekretär der GI, Gadi Baltinsky, zur Wahl des Hotels und erzählte mir, dass er bei den Treffen in Jordanien darauf bestanden habe, dass die Delegation nicht in dieser Luxus-Hotelkette absteigen werde.
Ein Delegationsmitglied wurde gebeten, Bilder vom [Genfer] Luxushotel aus seinem Facebook zu entfernen» (Roy Arad, Of Chocolates and Cliches, Ha'aretz 28.11.2011).

Dass der Frieden fast illusorisch ist, liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Friedenssuche allzu oft für persönliche Interessen missbraucht wird und es eine regelrechte "Friedens"-Industrie gibt.
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S.a :
1)
Die Schweiz finanziert fragwürdige Studie über Nahostkonflikt mit

2) Die kriegsgeplagte Region Palästina ist auf einen aktiven Friedensbeitrag der Schweiz angewiesen

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