Sunday, December 20, 2009

Israelischer Ex-General verklagt Bank in der Schweiz


Sonntag/ML 20.12.2009 S. 27

Israelischer Ex-General verklagt Bank in der Schweiz

Eine Sammelklage gegen die Schweizer Tochtergesellschaft der israelischen Grossbank Hapoalim eröffnet ein neues Kapitel der Madoff-Affäre

VON SHRAGA ELAM

Drei wichtige israelische Kunden klagen die Bank Hapoalim (Schweiz) ein. Sie werfen der Bank eine angeblich aktive Rolle beim Betrug von Bernard Madoff vor. Die Geschädigten beschuldigen den Schweizer Ableger der israelischen Grossbank, sie habe aggressiv und verantwortungslos Zubringer-Fonds zu Madoffs Schneeballsystem vermarktet und sei von den Betreibern dieser Fonds bestochen worden.


Am 10. Dezember reichten die Klienten in Tel Aviv eine Sammelklage über 55 Millionen Franken gegen Hapoalim (Schweiz) und ihr israelisches Mutterhaus ein. Einer der Kläger ist Avner Raz, General a. D. und heutiger Chef der Israel Military Industries, einer der wichtigsten Waffenschmieden des Landes. Bei den anderen beiden handelt es sich um den High-Tech-Unternehmer Yoav Lorch und den Orthopäden Valentin Rzetelny. Die drei behaupten, dass die Bank die Risiken der Investitionen verheimlicht und die notwendige Sorgfaltsprüfung unterlassen habe. Als es Madoff 2008 schlechter ging und er dringend Geld brauchte, sollen seine Zubringer-Fonds die Kommissionen für Neugelder an die Bank erhöht haben. Dieses Verhalten löste bei Hapoalim indes keinen Alarm aus.

Investiert wurde in die beiden Fonds Primeo und Fairfield, die ihre Gelder bei Madoff deponierten. Diese Zubringer besitzen einen starken Schweizer Bezug: Primeo gehört der in Zürich lebenden Finanzfrau Sonja Kohn. Fairfield wurde durch Philip Toub vermarktet, den Schwiegersohn des Fondsbesitzers und Sprössling einer Reederfamilie in Lausanne. Wie viele andere Madoff-Geschädigte behaupten die Kläger, sie hätten nur solide Investitionen gewünscht. Raz erklärt, dass ihm im September 2008 Experten der Bank eine Präsentation zu Fairfield vorgeführt und argumentiert hätten, Hapoalim (Schweiz) habe diese Investition geprüft und empfohlen. Raz behauptet, er sei nicht darüber orientiert worden, dass sein Geld bei Madoff deponiert worden sei. Erst als die Affäre drei Monate später aufflog, informierte ihn die Bank, er habe alles verloren.

Der Kläger Yoav Lorch war früher stellvertretender Revisor des israelischen Handelsministeriums und erfand die SMS-Sprache ZLANGO. Zu ihm nach Israel sei ein gewisser Rafael Ochana gekommen, der sich als Investitionsberater von Hapoalim Schweiz vorgestellt habe, obwohl er zu diesem Zeitpunkt keine israelische Lizenz mehr dafür hatte. Ochana, gemäss Anklageschrift auch bei anderen Hapoalim-Kunden sehr forsch in seinem Auftreten, habe geraten, in Sonja Kohns Primeo zu investieren.

Zurzeit werden die Möglichkeit einer Klage in der Schweiz und die Einreichung einer Beschwerde bei der Finma geprüft. Hapoalim nahm keine Stellung zu den Vorwürfen.

Bildlegende: Hapoalim-Bank in Zürich: In die Madoff-Affäre involviert?


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